Rottweil, Armlederstraße

In der Rottweiler Armlederstraße  wird eine Seniorenwohnanlage errichtet. Die Lage im Bereich des municipium arae flaviae unterhalb von Rottweils Urkirche St. Pelagius, die ihrerseits über dem römischen "Bad 1" errichtet wurde, sowie Sondagen des LAD, bedingen eine archäologische Untersuchung.

Im unteren Grundstücksteil der knapp 900m² Gartenland, nahe des Neckars stand bereits direkt unter der Grasnarbe Verwitterungsschotter an, dem weiter oben noch Lößlehm auflag. Nach dem Abziehen der Grasnarbe zeigten sich mehr als 250 kleine, zumeist flache Eingrabungen sowie elf Grubenhäuser oder tiefere Keller, die auf oder in den anstehenden Fels (bis ca. 1,50 m unter Planum 01) reichten.

Die sechs NW-SO bis W-O ausgerichteten Grubenhäuser mit einer Tiefe von meist 20-30 cm und Grundflächen um 10 m² zeigten in der Sohle Vier- und Sechspfosten-Stellungen. Zwei Grubenhäuser schnitten jeweils ein anderes. Dies zeigt eine gewisse zeitliche Tiefe an, die das Fundmaterial mit römischen Streufunden und mittelalterlicher Keramik des 11.-13. Jh. auch widerspiegelt. Gleichfalls mittelalterlich waren eine kleine und zwei große, bis auf den Fels reichende Kellergruben im Westen des Areals.

Etwas überraschend erwiesen sich vier bis auf und in den Fels reichende, bis zu 20 m² große Gruben als römisch, abgesichert durch Funde und je zwei bis drei Radiocarbon-Datierungen, die auf das frühe Rottweil verweisen. Die zwei nördlichen Gruben waren an mind. drei Seiten abgetreppt, wodurch die Sohle deutlich kleiner wurde. Auf ihr lagen dünne Wechsellagen von Holzkohleflittern, Asche und gebranntem Lehm.

Auch die zwei westlichen Gruben wiesen eine Holzkohleschicht auf. Über eine der Gruben wurde nach deren Aufgabe eine NNW-SSO verlaufende, Zweischalenmauer gesetzt, deren Zweck unklar ist. Im Mittelalter schnitten dann eine tiefere Kellergrube und ein Grubenhaus den Befund von zwei Seiten.

Südwestlich und südlich der Bestandsgebäude wurde das aus der Urflurkarte bekannte Bauernhaus in mehreren Teilen erfasst: zum einen ein talseitig ebenerdig zugänglicher Halbkeller mit mind. einer Umbauphase, Fundamentresten des Wirtschaftsteils sowie einen nicht verzeichneten Keller- oder Lagerraum, der nur wenig in den hoch anstehenden Fels eingriff.

Im Fels wurde in der Ostecke des Grundstücks auch die 85 cm breite und 40 cm tiefe Fortsetzung des römischen Kanals gefunden, der von "Bad 1" zum Neckar führte.

Das Areal ist der bisher größte untersuchte Siedlungsausschnitt in der mittelalterlichen "Altstadt". Die Befunde sind also eine willkommene Ergänzung sowohl des mittelalterlichen wie auch des römischen Siedlungsbilds in Rottweil.

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